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© 2022 by Heinz Hermann Maria Hoppe
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Kommentar
Autor: Heinz Hermann Maria Hoppe
Endlos scheinen die Titel der Fachliteratur zu den Themen Kriegsgeschichte, Wehrtechnik, Propaganda, Gewaltherrschaften, Genozide, Flucht und Vertreibung, Imperialismus, Tod und Elend infolge von gewaltsamen Konflikten. Historiker, Friedensforscher, Soziologen, Politologen und Psychologen diskutieren Schriften zur Geschichte, Strategien und Statistiken.
Auf der anderen Seite werden gewaltige Ressourcen an Lebenszeit in ingeniöse Entwicklungen gesteckt – für immer destruktivere Waffensysteme. Rüstungskonzerne erzielen unfassbare Gewinne – mit Maschinen zur Auslöschung. Gesellschaften investieren gigantische, anderweitig für konstruktive Projekte dringend benötigte Steuergelder – in Technologien zur Vernichtung.
Man rüstet sich also wieder, zur Invasion, zur Aneignung von begehrtem Land, zur Provokation, zur Versicherung der Möglichkeit gegenseitiger Auslöschung – und zur natürlichen Gegenwehr, zum aufgezwungenen Überlebenskampf. Hochgezüchtete Kriegsmaschinen prallen aufeinander und zermalmen zwischen sich, schon wieder oder immer noch, ›menschliches Material‹, das ›in Linie zu einem Glied angetreten ist‹, um sich gegenseitig zu ›neutralisieren‹. Die Erfahrungen und die Erinnerungen an das unbeschreibliche Leid in zwei Weltkriegen reichen nicht aus, um den gordischen Knoten der Gewalt aufzulösen. Die Anziehungskraft der Orden bleibt groß.
Eskalationen bleiben verwoben und komplex, aber haben wir die Muster auch feinsinnig genug untersucht? Wie steht es um Prozesse der Ideenfindung zur Deeskalation? Denken wir engagiert über Alternativen zur Konfrontation nach und über interdisziplinäre Verknüpfungen für eine neue Generation von Lösungen? Schöpfen wir alle Möglichkeiten zur Friedensbewahrung aus oder erschöpfen sich die Bemühungen in Niederlegungen von Kränzen auf Veranstaltungen zum Gedenken, in Händeschütteln für die Pressebilder und in der Bewahrung von Schutzzonen für die Allüren mächtiger Egomanen? Sind Politiker ausreichend in gewaltfreier Kommunikation geschult? Sind die diplomatischen Abläufe innovativ, oder verhandelt man im Grunde noch wie vor 100 Jahren? Forschen wir mit großzügig bemessenen ›Friedensbudgets‹, die mindestens so groß wie die der Wehrtechnik sind, an friedensstiftenden Prozessen? Könnten ›Künstliche FriedensIntelligenzen‹ und ›Big FiedensData‹ vermehrt staatliche Interessenlagen und die komplexen Verflechtungen analysieren, um Konfliktherde und Gefahrenpotentiale zu prognostizieren und um ungewöhnliche Nischen-Lösungen vorzuschlagen?
Das Dilemma betroffener Zivilbevölkerungen besteht oftmals darin, die wahre Lage nicht von hausgemachter Propaganda unterscheiden zu können. Trotz Internet und Social Media wissen die Menschen oftmals nicht, was sie glauben können und was sie glauben sollen. Im ›Dritten Reich‹ stand das Abhören von Feindsendern unter Todesstrafe, weil die Führung aufgeklärte, den Angriffskrieg hinterfragende Deutsche fürchtete. Warum kann heute, trotz weltumspannender, sozialer Medientechnologien, noch immer, in dem Maße, despotische Propaganda von Unrechtsregimen verfangen?
Wir perfektionieren Kriegsmaschinen, haben aber keinen Plan für eine ›Friedensmaschine‹. Wir haben kein höherwertiges Instrumentarium entwickelt, das Konfliktherde auf Basis von ineinander verzahnten Routinen im Keim ersticken könnte.
Bleibt die Menschheit gefangen in der Endlosschleife der Kriege?