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© 2022 by Heinz Hermann Maria Hoppe
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Kommentar
Autor: Heinz Hermann Maria Hoppe
Alte, die den zweiten Weltkrieg überlebt haben, stapeln wieder Konserven in feuchte Keller. Spielenden Kindern werden wieder die Beine weggerissen. Verwundete Väter drücken, in faulige Schützengräben geduckt, wieder Patronen in leergeschossene Magazine. Blutjunge Soldaten lassen sich, wieder, zum Ausbluten rekrutieren. Wieder lässt die Angst Mütter verzagen, die Angst um die Familie und vor den vergewaltigenden Horden.
Die typischen Schritte zur Eskalation sind uralt. Immer werden Drohungen mit Gegendrohungen und Erstschläge mit Zweitschlägen beantwortet. Seit Jahrtausenden peitschen sich Nationen Gewaltspiralen hinauf und in selbstgegrabene Höllentäler hinab. Sie finden keine Antwort auf eine fast kindlich wirkende Frage: ›Warum gibt es noch immer Kriege?‹ Warum obsiegen Tod, Zerstörung und Auslöschung über jeden gesunden Menschenverstand, sogar in Zeiten, in denen die Menschheit als Ganzes vor gewaltigen Bedrohungen steht und dringend kooperieren müsste – im Kampf gegen übermenschliche ›Gegner‹: Heißzeit, Wasserknappheit, Artensterben und Welthunger?
Stecken wir zu viel Geld in die Militärtechnik und zu wenig Engagement in die Friedensforschung? Warum gibt es noch keine Handhabe gegen die Zementierung der Macht einzelner, blutsaugender Despoten, gegen deren Freiheitsraub, gegen Verfolgung, gegen Folter und gegen die Verhaftung großer Gruppen der Bevölkerung?
Der Krieg scheint ein Perpetuum mobile zu sein. Auf die Gemetzel in den Schützengräben folgen, irgendwann, Friedensverträge oder Waffenstillstände. Der Krieg kommt aber wieder, irgendwann, an neuen Fronten, mit neuen Bündnissen. Der Teufelskreis des sich windenden und sich bereichernden Leviathan schließt sich immer wieder. Welches Schwert könnte ihn durchtrennen?
Kann dies überhaupt jemals ein ›Schwert‹ leisten? Die pazifistische Verwandlung der ›Schwerter in Pflugschare‹ hat es bis heute jedenfalls nicht vollbracht. Die ›Feder‹, angeblich ›stärker als das Schwert‹, hat dauerhaften Frieden auch noch immer nicht gebracht.
Vom Dritten Weltkrieg trennt uns weiterhin nur die Angst vor dem atomaren Vergeltungsschlag, also doch die Waffengewalt. Die Bombe als ›Werkzeug für den Frieden‹, kann das am Ende gutgehen? Brauchen wir nicht ganz andere ›Abklingbecken‹ gegen die Vernichtung. Bisher ist uns nichts Besseres eingefallen. Wir setzen weiterhin auf Misstrauen und Angst, Einsicht und Vernunft sind wieder in weite Ferne gerückt.
Ist also die ›Zeitenwende‹ nichts anderes, als eines der ewig wiederkehrenden Wellentäler im Auf und Ab der Kriegsgeschichten? Ist Krieg auch heute nichts anderes, als die »Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln«, wie Carl von Clausewitz ihn definierte; nur dass ›das Schwert‹ heute in Form autonom kreisender Kampfdrohnen über unseren Köpfen schwebt, begrenzte, atomare Schlachtfelder kalkuliert werden und Hyperschallwaffen sich zum ›letzten Schrei‹ in den drei großen Waffenarsenalen gerieren?
Ist die Menschheit, bis sie ihren wahrhaftig letzten Schrei ausstößt, gefangen in der Endlosschleife der Kriege?