Das erste digitale Gemälde der Serie zeigt ein futuristisches, vieläugiges Wesen, einen Überwachungsroboter, der auf der einen Seite eines mit Stacheldrat bewehrten Grenzzaunes steht. Mehrere technische Augen, die durch Verlängerunsleitungen weit aus dem Kopf des Roboters ragen, beäugen ein dunkles, fragmentarisches Wesen, dass sich aus vielen Bruchstücken zusammensetzt und das auf der anderen Seite der Grenze steht. Die Leitungen der technischen Augen münden in einer futuristischen Brille. Im Hintergrund ist ein stilisierter Stadtplan in 3D abgebildet, der abstrakt einen Ausschnitt des Münchener Herzogpark-Viertels abbildet, in dem wohlhabende Münchner leben. Alle Bilder der Serie sind in metallischen Goldtönen angelegt, die Bildhintergründe sind tiefschwarz gehalten.
‘At the Borders of the Points of View I’ (›An den Grenzen der Standpunkte I‹) aus der Gemäldeserie ‘Urban Bubbles of the Rich’ (›Städtische Blasen der Reichen‹) / 2023 / Digitale Malerei belichtet auf Fujiflex-Fotopapier / Limitierte Edition: 3 + 1 AP / 13.287 Pixel (H) ∙ 23.622 Pixel (B) / 112,5 cm (H) ∙ 200 cm (B) / Handschriftlich signiert, tituliert und mit Jahresangabe datiert.

Das vorliegende Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.
© 2023 by Heinz Hermann Maria Hoppe. Alle Rechte vorbehalten.
Farb- und Tonwertdarstellungen auf Monitoren weichen vom Original ab.


‘Urban Bubbles of the Rich’ : : : Digitale Malerei


In diesem digitalen Gemälde ist der Überwachungsroboter frontal aus der Froschperspektive abgebilet. Sechs künstliche Augen sind auf den Bildbetrachter ausgerichtet. In der Brust der Metallpanzerung ist ein mystisches Signet eingearbeitet, bestehend aus einer Pyramide und einem stilisierten Auge, aus dessen Mitte Strahlen in alle Richtungen ausgehen. Im Hintergrund ist die Siedlung der reichen Münchener aus einer neuen Perspektive zu sehen.
‘At the Borders of the Points of View II’ (›An den Grenzen der Standpunkte II‹) aus der Gemäldeserie ‘Urban Bubbles of the Rich’ (›Städtische Blasen der Reichen‹) / 2023 / Digitale Malerei belichtet auf Fujiflex-Fotopapier / Limitierte Edition: 3 + 1 AP / 13.287 Pixel (H) ∙ 23.622 Pixel (B) / 112,5 cm (H) ∙ 200 cm (B) / Handschriftlich signiert, tituliert und mit Jahresangabe datiert.

Mit mehr Distanz zu der Szene wird in diesem digitalen Gemälde sichtbar, wie zwei der mystischen, fragmentarischen Menschenwesen den Grenzzaun aus Stachel- und S-Draht durchdringen und an dem Roboter vorbeilaufen - hinein in die gesperrte Zone der Reichen.
‘At the Borders of the Points of View III’ (›An den Grenzen der Standpunkte III‹) aus der Gemäldeserie ‘Urban Bubbles of the Rich’ (›Städtische Blasen der Reichen‹) / 2023 / Digitale Malerei belichtet auf Fujiflex-Fotopapier / Limitierte Edition: 3 + 1 AP / 13.287 Pixel (H) ∙ 23.622 Pixel (B) / 112,5 cm (H) ∙ 200 cm (B) / Handschriftlich signiert, tituliert und mit Jahresangabe datiert.

Das Portrait des Überwachungsroboters zeigt dessen Antlitz frontal. Die künstlichen Augen und deren Objektive zeigen direkt auf den Bildbetrachter. Das metallische Gesicht wirkt konzentriert und angespannt. Die Geländekarte des Areals am Herzogpark in München ist von oben, aus der Vogelperspektive, abgebildet.
‘At the Borders of the Points of View IV’ (›An den Grenzen der Standpunkte IV‹) aus der Gemäldeserie ‘Urban Bubbles of the Rich’ (›Städtische Blasen der Reichen‹) / 2023 / Digitale Malerei belichtet auf Fujiflex-Fotopapier / Limitierte Edition: 3 + 1 AP / 13.287 Pixel (H) ∙ 23.622 Pixel (B) / 112,5 cm (H) ∙ 200 cm (B) / Handschriftlich signiert, tituliert und mit Jahresangabe datiert.

In der rückwärtigen Perspektive scheint der Roboter die dunklen, mystischen Wesen abzuwehren und sich in direkter, köperlicher Auseinandersetzung mit ihnen zu befinden.
‘At the Borders of the Points of View V’ (›An den Grenzen der Standpunkte V‹) aus der Gemäldeserie ‘Urban Bubbles of the Rich’ (›Städtische Blasen der Reichen‹) / 2023 / Digitale Malerei belichtet auf Fujiflex-Fotopapier / Limitierte Edition: 3 + 1 AP / 13.287 Pixel (H) ∙ 23.622 Pixel (B) / 112,5 cm (H) ∙ 200 cm (B) / Handschriftlich signiert, tituliert und mit Jahresangabe datiert.

Die Übermacht der auf das Gelände eindringenden düsteren Wesen scheint die Auseinandersetzung zu entscheiden. Eines der Wesen bedrängt und schiebt den Überwachungsroboter gewaltsam weg. Die künstlichen Augen des goldenen Roboters stieben in alle Richtungen vom Kopf weg.
‘At the Borders of the Points of View VI’ (›An den Grenzen der Standpunkte VI‹) aus der Gemäldeserie ‘Urban Bubbles of the Rich’ (›Städtische Blasen der Reichen‹) / 2023 / Digitale Malerei belichtet auf Fujiflex-Fotopapier / Limitierte Edition: 3 + 1 AP / 13.287 Pixel (H) ∙ 23.622 Pixel (B) / 112,5 cm (H) ∙ 200 cm (B) / Handschriftlich signiert, tituliert und mit Jahresangabe datiert.

Von weiter oben besehen, wirkt der Kampf zwischen dem Roboter und dem dunklen Wesen sowie die Überrumpelung noch dramatischer. Eines der dunklen, fragmentarischen Wesen stößt den Überwachungsroboter frontal weg, während ein weiteres Wesen die weiter hinten liegenden Barrikaden bereits überwunden hat.
‘At the Borders of the Points of View VII’ (›An den Grenzen der Standpunkte VII‹) aus der Gemäldeserie ‘Urban Bubbles of the Rich’ (›Städtische Blasen der Reichen‹) / 2023 / Digitale Malerei belichtet auf Fujiflex-Fotopapier / Limitierte Edition: 3 + 1 AP / 13.287 Pixel (H) ∙ 23.622 Pixel (B) / 112,5 cm (H) ∙ 200 cm (B) / Handschriftlich signiert, tituliert und mit Jahresangabe datiert.

Der Bildausschnitt zeigt den Detailreichtum des Renderings mit Lichtreflexen und Texturen der Oberflächen.

In der annähernden Eins-zu-Eins-Ansicht werden die digitalen Details des Gemäldes noch deutlicher.
Bildausschnitte aus dem digitalen Gemälde ‘At the Borders of the Points of View VII’

»Angst hat viele Augen.«
Friedrich Nietzsche

Kommentar
Autor: Heinz Hermann Maria Hoppe

Gefangen in Blasen : : :
Digitale Malerei


Das Urbane ist aufgeteilt in Zonen. Städte sind durchzogen von Netzwerken virtueller Grenzen. Unsichtbare Mauern trennen Einkommensschichten. 1A-Lagen kontrastieren zu den verkommenen Gegenden, ›nostalgische Winkel‹ zu den verdammten ›Bruchbuden-Meilen‹, Kleingärten zu den Gewerbegebieten, kopfsteingepflasterte Altstadt-Kerne zu den ›Wohn-Hochburgen‹. Die Milieus kann man an den Fassaden ablesen, an den Schaufensterauslagen, an den Klingelschildern. Architektonische Stile der Giebel markieren immaterielle Grenzen. Darunter verdichten sich persönliche Haltungen, Bildungsgrade und Vorurteile zu Meinungsbildern. Soziale Strukturen breiten sich aus, wie Flechten, mehr oder weniger stark verwoben mit den nachbarschaftlichen Strukturen. Hinter den Hauswänden öffnen sich manchmal neue ›Denk-Schubladen‹. Die meisten bleiben aber wohl fest verschlossen. Räume sind per Definition gekapselte Sphären.

›Auf neu gemachte‹ Altbauviertel locken die Makler der Intellektuellen. Reiche residieren in trutzigen, aber nicht zwingend geschmackvollen Villen, dafür in besten Lagen, an sonnigen Seeufern oder nahe ruhiger Parkanlagen. Die Elite bleibt unter sich, in ihren Blasen. Kontostände definieren persönliche Verkehrszonen, klar abgegrenzt zu den schattigen Seiten vielstöckiger Betonfassaden, den drahtigen Bauzäunen, ›den verdreckten Ecken‹, den ›Döner- und Spielbuden‹ in verödeten Einkaufsstraßen, auf Distanz zu den besprayten Unterführungen, den verwilderten Grünstreifen und den rostigen Geräten auf fantasielosen Spielplätzen.

Grundstücks- und Immobilienpreise in zentralen Lagen sind für ›Normalsterbliche‹ unbezahlbar geworden. Die Preisspiralen der Wohnraumkosten verwirbeln immer mehr Bevölkerungsschichten hinter die durchsichtigen Zäune der Stadtteil-Grenzen, in die Schranken ihrer Portemonnaies. Die in minderwertige Lebenszonen Verdrängten bilden ›neue Heimatblasen‹. ›Underdogs‹ bleiben sogar in den belebtesten Fußgängerzonen unter sich, auch hinter den Hauptbahnhöfen, auch in den verrufenen Hafenvierteln, massenhaft in den Ghettos. Städtebauliche Unorte voller Bausünden sind dieselben, die Einheimische nach Einbruch der Dunkelheit meiden und Touristen sogar ›am hellichten Tage‹. Das schadet letztendlich dem Ruf der ganzen Stadt und verursacht wirtschaftliche Schäden.

Die frühe Urbanistik unterschied städtische Zonen in geflügelten Worten »nach der Höflichkeit der Sprache, nach dem vorherrschenden Geist und nach den Sitten«. Mit den Entwicklungen explodierender Bevölkerungen in modernen Metropolen befasste sich die Chicagoer Schule, Architekten wie Le Corbusier und Philosophen wie Roland Barthes. Es zeigte sich, dass die in Amerika populär gewordenen Straßenplanungen mit ihren rechten Winkeln, nicht unbedingt zu ›aufrechten Gesinnungen‹ führten. Rechte Winkel ›en masse‹ bleiben architektonisch trotzdem Programm, die Raumnutzungs- und Kostenvorteile des neunzigsten Grades sind schwer zu überbieten. ›Käfige‹ sind eckig, darum erfüllen sie die Vorgaben und bleiben gestalterisches Gesetz für Wohnräume auch in den Banlieues.

Eine freie Formensprache kann sich nur ›die andere Seite‹ leisten. „Man gönnt sich ja sonst nichts“. Wo der Wohlstand so überbordend ausgebrochen ist, dass man meinen könnte, nicht nur in verschiedenen Hemisphären, sondern in anderen Zeiten zu leben. Aber Freiheiten haben auch ihren Preis: Reichtum geht mit der Angst um Besitzverlust einher. ›Todsicher‹ blühen speziell für diese Klientel geschaffene Märkte auf, die Sicherheitsprodukte zur Bedürfnisbefriedigung verkaufen. Security-Dienstleistungen, bauliche Anlagen und Hightech-Überwachung zur Abschirmung und zur Abwehr, Bewegungsmelder, Scanner und Wärmebildkameras, Beleuchtungs-, Steuerungs- und Kommunikationsanlagen, Sicherheitstüren, Schließ- und Alarmanlagen, Safes und Pistolen – gegen die Angst.

In den besonders unsicheren Gefilden dieser Welt investieren Einkommensmillionäre ihre Boni in Wachmannschaften mit Schichtdiensten, für Zutrittskontrollen an den Quartierpforten, für beruhigte Gefühle rund um die Uhr. ›Green Zones‹ können wie Stadtstaaten organisiert sein: mit eigenen Strom- und Kommunikationsnetzen, mit autonomen Trink- und Abwassersystemen, mit exzellent ausgestatteten Krankenhäusern, mit Luxusartikel-Lagern und Sportzentren – Städte in den Städten, manchmal mitten in ›Meeren aus Elend und Not‹ (Naomi Klein, Die Schock-Strategie, S. Fischer Verlag 2007, S. 592 ff.). Freiwillig hinter vergitterte Fenster zurückgezogen, sich selber in weiträumige Spa-Bereiche eingesperrt, scheint ein unbeschwertes Leben auch auf der ›Gewinnerseite‹ unerschwinglich zu bleiben. Die mit Dobermännern bewehrten Luxus-Resorts, ›Festungen des Wohlstandes‹ mit gekiesten, aber unbelebten Zufahrten, machen aus den Insassen auch nur ›Zonenbewohner‹.

Aus urbanen Lebensräumen können grüne Utopien bis in die Randbereiche entstehen oder ›Schwarzmalereien‹ mit ›Show-Fassaden‹ und verwaisten Ruinen. Städte sind lebende Organismen, deren Cluster sich ununterbrochen ›häuten‹ müssen. Bewohner können sich gegenseitig ›quirlig beleben‹ oder sich in Blasen isolieren und einsam bleiben. Abhängig von den politischen und städtebaulichen Strukturen, verwandeln sich Stadtlandschaften in Orte »[…] multipler, sich überlagernder Räume, Zeiten und Beziehungsgeflechte […]« (Ash Amin/Stephen Graham in The Ordinary City, 1997).

›Quartiere voller Verdammter‹ und ›Ansiedlungen voller Hoffnungsloser‹ gibt es zuhauf auf der ganzen Welt – immer öfter auch in Deutschland. Auf Ackerflächen an Stadtränder ›Abgeschobene‹ zieht es erst recht in die Citycenter. Unwürdiges Vegetieren in überteuerten ›Behausungen‹ und überbordende Überlebensängste treiben Arme in die Straßen und ›auf die Barrikaden‹. Sichere Zonen in oder neben ›No-go-Areas‹ bringen keine Ruhe in erhitzte Gemüter. Unsere Städte sollten für alle sicher sein, nicht nur für die Reichen.

Die Zunahme von Alltagssorgen macht auch den Umgangston rauer. Gegensätzliche Interessen, auch innerhalb von Gruppen der Beschämten, münden in Konfrontationen. Die, die ›es‹ einfach nicht schaffen, empören die ›gehobenen Klassen‹. ›Ungehöriges Benehmen‹ entsteht aber oftmals nicht durch zu wenig, sondern durch zu viel ›Druck‹. Am eigenen Leib erfahrene ›Prügel‹ macht aggressiver. Es stimmt nicht, dass jeder ›es‹ schaffen könnte, wenn er nur wollte. Der amerikanische Traum bleibt für die Meisten, trotz aller Mühen, lebenslang nur ein Traum. Armut und ›Faulheit‹ sind kein Paar, Resignation und Krankheit schon.

Die Mehrheit nimmt ihre Lebensumstände irgendwann einfach hin und ›duckt sich weg‹ – auch aus Angst. In ›kaputten Gegenden‹ gedeiht kollektive Angst und der Ruf nach mehr Repressionen, nach mehr Polizei und nach härteren Strafen. Vielleicht würde es viel mehr bringen, die Gebiete auf andere Weise wieder ›heile‹ zu machen?

Eine wahre Flut an neuen Programmen könnte initiiert werden, gerade in den jetzigen Zeiten. Eigen- und Bürgerinitiativen könnten ›beflügeln‹, zur Verschönerung und zur Bepflanzung der Städte beizutragen. Viel mehr Menschen, als man gemeinhin meint, würden sich engagieren, – wenn es eine gute Choreografie gäbe, wenn die Leute einen Sinn darin sehen würden, wenn man sie eigenverantwortlich und engagiert machen ließe und wenn sie dabei Spaß hätten. Man könnte Wege für Menschen, statt für neue ›Mobilitätstechnologien‹ zulassen. Kaum besuchte Museen und Kirchen könnten durch Junge und Alte neu, anders bespielt werden. Die alten Debatten-Muster könnten verlassen und ›Bedenkenträger‹ könnten überstimmt werden. Öffentliche Plätze könnten für nachbarschaftliche Interaktionen freigeräumt werden ∞. Soziale ›Luftblasen‹ könnten wir einfach platzen lassen.

Wer das bezahlen soll? Gegenfragen: Was könnte teurer sein, als die Unterhaltung von repräsentativen Scheinfassaden, von ungenutzten Hallen und von leeren Plätzen? Wer bezahlt am Ende für die Mängel an Flexibilität und an Systemdenken?


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